Zur Wildkatze in der Steiermark

Die Wildkatze ist eine der seltensten heimischen Säugetierarten und gilt aktuell als „ausgestorben oder verschollen“.  In letzter Zeit mehren sich jedoch Hinweise, dass sie wieder ihren Weg in unsere Wälder findet. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Hinweise und Nachweise des seltenen Wildtiers, sowie vom Nachwuchs, in heimischen Wäldern.

In Zeiten von Lebensraumzerstörung und -zerschneidung gibt es leider immer weniger geeignete Habitate für die wilden Katzen. Aus diesem Grund engagiert sich der Naturschutzbund Österreich bereits seit 2009 für den Schutz und die Wieder-Etablierung des scheuen Wildtiers in Österreich.

 

Die Wildkatze konnte in der Steiermark wieder nachgewiesen werden.

Im Jahre 2008 wurde eine Wildkatze in Murau irrtümlich erschossen, 2012 wurde eine in Graz Umgebung fotografiert, 2021 wurde eine in Deutschlandsberg von einem KFZ überfahren und 2022 gab es zahlreiche Nachweise vermutlich eines einzelnen Individuums im Bezirk Leibnitz. Genetische Analysen belegen weiters zwei Hybride zwischen Wild- und Hauskatze, ein Nachweis stammt 2016 aus Murau, der andere ist von 2022 in Leoben.

Die Wildkatze ist das schönste Beispiel einer Art, die von den zahlreichen Biotopflächen des Naturschutzbundes Steiermark profitiert. Sie liebt große Wälder und braucht Korridore in der Agrarlandschaft, um durch ausgeräumte Talräume mit Ackerbau von Wald-A nach Wald-B zu kommen.

Die Korridorstudie des Naturschutzbundes

Die vom Naturschutzbund erstellte und am 29. Mai 2024 präsentierte Korridorstudie ermöglicht nun die zielgerichtete Auswahl neu zu errichtender Hecken und Grünstreifen. Ziel ist es, Hecken als Naturkorridore zu pflanzen, die Waldstücke miteinander verbinden und somit die Lebensräume der Wildkatze erschließen. Die Umsetzung ist im Gange: Bei Sankt Anna am Aigen wurde im Frühjahr die erste von mehreren Wildkatzenhecken der Steiermark errichtet. Der Standort wurde gewählt, da es in den angrenzenden Nachbarländern relativ stabile Wildkatzenpopulationen gibt. Der Naturkorridor ist ca. 250 Meter lang und besteht aus 400 heimischen Sträuchern, wie u.a. Schlehdorn, Pfaffenhütchen und Hasel. Eine zweite Hecke folgt im Schwarzaubachtal. Denn Wildkatzen brauchen diese Korridore: dies hat bereits 2020 ein Fotofallenmonitoring des ÖNB STMK im Auftrag der Naturschutzabteilung gezeigt. An beiden Enden eines Korridors wurden Wildkatzen nachgewiesen. Noch sind die Nachweise spärlich, aber die Art kann weit wandern. Derzeit zeichnen sich drei Einwanderungsrichtungen in der Steiermark ab:

  • in die Südoststeiermark aus dem Osten (Ungarn, Goričko und Jennersdorf)
  • nach Deutschlandsberg über das Bacherngebirge und Kärnten
  • nach Murau über Kärnten

Monitoring unerlässlich: Ein gezieltes Monitoring mit Fotofallen und Lockstöcken ist unerlässlich, um die Verbreitung der Art zu erfassen.

Wildkatze bitte melden!
Die Wildkatze ist ein Meister im Tarnen und Täuschen und überdies leicht mit einer getigerten Hauskatze zu verwechseln. Auch eine tote Katze am Straßenrand könnte eine Wildkatze sein. So war es auch in Preding im Jänner 2021, als seit langem die erste genetisch bestätigte Wildkatze im Osten des Landes entdeckt wurde.

Erkennungsmerkmale der Wildkatze

Anhand der Fellzeichnung kann man Wildkatzen in aller Regel gut von ähnlich gefärbten Hauskatzen unterscheiden (s. Grafik "Merkmale der Wildkatze" C. Andreas Kranz): die Wildkatze verfügt über vier dunkle Nackenstreifen, zwei Schulterstreifen, einem markanten Aalstrich am Rücken entlang der Wirbelsäule und dem buschigen Schwanz mit klar getrennten dunklen Ringen und einer ebenso gefärbten stumpfendigen Endquaste. Ansonsten ist die Grundfärbung des Fells verwaschen graubraun ohne nennenswerte Kontraste.

Daher „Augen auf“ und Bitte alle Verdachtsfälle der Meldestelle des ÖNB melden. In der österreichweit agierenden Plattform Wildkatze ist der ÖNB-Steiermark durch den Wildökologen Andreas Kranz vertreten. Im Rahmen dieser Plattform werden alle möglichen Wildkatzenverdachtsfälle geprüft und wenn möglich verifiziert. Falls jemand auf ein vermeintlich „verlassenes“ junges getigertes Kätzchen mitten im Wald stoßen sollte, bitte fotografieren, Standort notieren oder Koordinaten am Handyfoto aktivieren und dem Naturschutzbund melden. Keinesfalls junge getigerte Kätzchen, die weit ab der nächsten Siedlung im Wald gefunden werden mitnehmen!

Sollten sie eine Katze gesehen oder auch tot aufgefunden haben, die sie für eine mögliche Wildkatze halten, dann melden sie diesen Fund bitte entweder der beim ÖNB eingerichteten Koordinations- und Meldestelle https://naturschutzbund.at/wildkatzenmeldung.html oder direkt Herrn Andreas Kranz (0664 2522017; andreas.kranz@alka-kranz.eu ). Der Wildtier-Ökologe des Naturschutzbundes Andreas Kranz wurde für sein umfassendes Engagement für die Wildkatze 2024 mit der „Silberdistel“ ausgezeichnet.

  • Der Naturschutzbund ist Mitglied der 2009 gegründeten „Plattform Wildkatze“
  • Die Heckenpflanzung in St. Anna am Aigen wird unterstützt vom Waldfonds im Projekt „Netzwerk Wildkatze"

Foto: © Gabriele Hubich

Juni 2024

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