Hartholzauenwälder – Pflanzengesellschaft des Jahres 2021

Mag.a Dr.in Melitta Fuchs, Fachbereich Botanik | naturschutzbund | Steiermark

Die Aulandschaft an der steirischen Grenzmur – das zweitgrößte Auwaldareal Österreichs nach den Donauauen – wurde 2005 zum Europaschutzgebiet erklärt. Auwälder, insbesondere Hartholzauen, zählen jedoch mittlerweile zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen Österreichs!

Hartholzauwälder begleiten den Mittel- und Unterlauf der Flüsse. Anschließend an den regelmäßig überschwemmten ufernahen Weichholzauwald, welcher vor allem aus Weidenbäumen besteht, wachsen Hartholzauwälder an Au-Standorten, die nur noch in mehrjährigen Abständen vom Hochwasser erreicht werden. Die Harte Au ist infolge verschiedener Boden – und Wasserverhältnisse reich an unterschiedlichen Baumarten. Ihre tiefwurzelnden Laubbäume erreichen noch teilweise das strömende Grundwasser; es sind dies vor allem Esche, Stiel-Eiche, Silber- und Schwarz-Pappel sowie Flatter-Ulme. Die trockensten Auwaldbereiche werden auch von Winter-Linden besiedelt. Die Strauchschicht ist reich ausgeprägt mit Traubenkirsche, Hartriegel, Schwarz-Holunder, Pfaffenkäppchen und Schneeball. An den Gehölzen ranken sich als lichthungrige Lianen Hopfen und Waldrebe empor. Auch die Krautschicht ist üppig und artenreich. Im Frühjahr, bevor die Auwaldbäume ihr Laub entfalten, nützen Frühlingsblüher wie Schneeglöckchen, Lerchensporn, Gelb-Windröschen und Lungenkraut das Sonnenlicht. Auch Bärlauch kann große Bestände bilden. Unter dem schattigen Kronendach breiten sich dann auf dem nährstoffreichen Auwaldboden u.a. Waldziest, Goldnessel, Einbeere, Klett-Labkraut oder Brennnessel aus.

Die reich-strukturierten Hartholz-Auwäldern bieten vielen Tiergruppen Lebensraum. Besonders artenreich ist hier die Vogelwelt mit z.B. Spechten, Pirol, Zilpzalp, Halsbandschnäpper und Meisenarten. Fledermausarten haben hier Jagdgebiete und finden in Baumhöhlen Quartier.

In vorigen Jahrhunderten erfolgte Rodung zugunsten von Ackerland und Siedlungsraum, heute oft für Straßenbau und Betriebshallen. Durch harte Flussregulierungen und Kraftwerksbauten fehlen nun die zeitweisen Überschwemmungen. Die Absenkung des Grundwassers bewirkt eine Veränderung der Böden und damit die Entwicklung anderer Waldtypen. Zudem verändert intensive Forstwirtschaft die Artzusammensetzung des Harten Auwalds beispielsweise durch Anlage von Hybridpappelplantagen. In gestörten Auwaldbereichen können sich entlang der Flüsse Neophyten wie Kanada- und Groß-Goldrute, Drüsenspringkraut und Japan-Knöterich stark ausbreiten.

In den letzten Jahren wurde beispielsweise der Auwald im Landschaftsschutzgebiet südlich von Graz durch drei Kraftwerksprojekte stark beeinträchtigt! Hartholzauen sind gemäß EU-Richtlinie ein zu schützender Lebensraumtyp, für den auch Österreich verantwortlich ist. In unser aller Interesse ist es nötig, Flüssen und ihren Auwäldern mehr Raum zu geben, denn dann können auch wir von ihrer ausgleichende Funktion als Wasserspeicher und Hochwasserrückhalt besonders in Zeiten extremer Klimaerscheinungen profitieren!  (15.2.2021)

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