Die Rückkehr der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge ins Hartberger Gmoos

Das Hartberger Gmoos („HG“) grenzt im Süden an die Bezirkshauptstadt Hartberg; der Name lässt bereits erahnen, dass es sich beim Gmoos um ein (Flach)Moor handelt. Dieses Moor ist durch die Verlandung des Edelsees entstanden und stellt eines der letzten großen Feuchtgebiete in der Oststeiermark dar. Bereits im Jahr 1986 hat der | naturschutzbund | Steiermark begonnen, Teile dieses Niedermoores zu pachten; der erste Kauf erfolgte schließlich im Jahr 1993. Mittlerweile liegt der Großteil des Gebiets mittels Pacht und Eigentum in der Verantwortung des steirischen Naturschutzbundes; von den rund 65 ha Gesamtfläche werden 51 ha vom | naturschutzbund | Steiermark gemeinsam mit verschiedenen Landwirten aus der Region betreut. Seit 1992 steht das Hartberger Gmoos unter Naturschutz, und seit 2005 gehört es zu den österreichischen „Natura 2000“-Gebieten. Unter dieser Bezeichnung wird europaweit ein Netz von Naturschutzgebieten zusammengefasst, welche sich durch besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenarten auszeichnen und als wichtige Naturlebensräume für die Nachwelt erhalten werden sollen.

Für das | naturschutzbund | Steiermark-Projekt „Habitatoptimierung“ im Zuge des Programmes für die Entwicklung des ländlichen Raums 2014 – 2020 wurde ein umfangreicher Maßnahmenkatalog erstellt, dessen Umsetzung in den nächsten beiden Jahren schrittweise erfolgt. Eine dieser Maßnahmen ist die Wiederansiedlung der beiden Arten des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, des Hellen und des Dunklen. Zu Beginn des Projektes wurde genau erhoben, ob die beiden Arten noch im HG bzw. dessen näheren Umfeld vorkommen. Dabei wurde nur eine Kleinstpopulation des Dunklen Ameisenbläulings festgestellt, während der Helle Ameisenbläuling im HG gesichert ausgestorben war. Der ein wenig ungewöhnlich klingende Name der beiden Schmetterlingsarten beruht darauf, dass diese Falter zum einen den Großen Wiesenknopf – eine immer seltener werdende Pflanze auf wechselfeuchten Wiesen – und zum anderen bestimmte Wirtsameisen benötigen, um sich vermehren zu können. Die Weibchen des Wiesenknopf-Ameisenbläulings legen ihre Eier auf den kopfigen Blütenständen des Großen Wiesenknopfs ab, von denen sich die Raupen zwei bis drei Wochen lang ernähren. Danach lassen sich die Raupen auf den Boden fallen, wo sie von bestimmten Knotenameisen adoptiert und in das Ameisennest getragen werden. Die Adoption gelingt u. a. mittels geschickter chemischer Tarnung. Im Ameisennest entwickeln sich die Raupen über mehrere Monate hinweg weiter; dabei ernähren sie sich von den Larven ihrer Wirtsameisen. Die Verpuppung und der Schlupf der fertigen Falter erfolgen im Folgejahr.

Umsiedelung gestartet

In den Sommern der Jahre 2021 und 2022 wurden Falter des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings aus einer großen, stabilen Population aus dem Lafnitztal in das Hartberger Gmoos umgesiedelt. Vom Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling konnten in diesem Jahr nur kleine Populationen mit geringer Dichte im Lafnitztal angetroffen werden, weshalb auf eine Entnahme und Umsiedlung dieser Art verzichtet wurde. Die Umsiedlungen wurden durch den | naturschutzbund | Steiermark, durch das Ökoteam-Institut für Tierökologie und Naturraumplanung sowie vom Europaschutzgebietsbeauftragten Mag. Emanuel Trummer-Fink wissenschaftlich und naturschutzfachlich begleitet.

Grundsätzlich ist es möglich, den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling wieder anzusiedeln – das haben ähnliche Versuche in unseren Nachbarländern gezeigt. Der Erfolg dieser Maßnahme hängt in hohem Maße vom Vorhandensein der Wirtspflanze und den entsprechenden Ameisenarten und einer nachhaltigen Bewirtschaftung ab. Vorerhebungen haben ergeben, dass sowohl die Wirtspflanze als auch die Wirtsameise in ausreichender Zahl im Hartberger Gmoos vorhanden sind.

Ein Monitoring im Jahr 2022 brachte dann auch den eindeutigen Nachweis einer erfolgreichen Reproduktion des wieder angesiedelten Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Gegenwärtig besteht im Hartberger Gmoos somit wieder ein kleiner Bestand dieser Art. Ob die Wiederansiedelung langfristig erfolgreich war, wird sich in den kommenden Jahren noch erweisen.

Kontakt: Dipl.-Päd. und Universitätslektor DI Markus Ehrenpaar

21.03.2024

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