Was so einfach klingt, war ein langer Weg der Standortsuche, der Anträge um wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Genehmigungen und Gestattungen, der Abwehr von rechtlichen Einsprüchen, Interventionen auf politischer Ebene und Folgen anonymer Anzeigen während der Bauarbeiten, sowie Betonbarrikaden zur Einengung von Servitutswegen und Verunsicherungen der beauftragten örtlichen Bauaufsicht, die letztendlich das Mandat zurück legte …
Den vielen Widerständen zum Trotz, aber auch mit viel Unterstützung bis hin zu öffentlichen Förderungen und privaten Spenden wurde das Projekt umgesetzt. Die Arbeiten konnten am 13.3.2025 nach 2-wöchiger Bauzeit abgeschlossen werden.
Weitere Laichplatz-Renaturierungsprojekte sind in Vorbereitung.
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Auf der Suche nach Schotterbänken mit hohem Renaturierungsbedarf wurde das Team ca. 2 km oberhalb des Kraftwerkes der Papierfabrik SAPPI in Gratkorn fündig. Begünstigt durch die geologischen Besonderheiten hatte sich dort südlich der Rötschbachmündung eine optimale Zone zur Anlandung von Geschiebe ausgeprägt und eine ausgedehnte überströmte Schotterbank gebildet.
Jahrelange Beobachtungen von dort stattfindenden Laichversuchen haben die Wahl des Standortes bestätigt. Der Denaturierung der Mur entsprechend, zeigte diese Schotterbank große morphologische Defizite; vor allem die Kolmatierung des Untergrundes (verhärtete Verklebung und Verdichtung) macht den Huchen zu schaffen. Ein entsprechendes Renaturierungsprojekt bringt hier Hilfe: 500 m3 frischer Schotter sind auf ca. 2000 m2 in die Mur eingebracht.
„Reißzahn“ Die Kolmation (Verklebung und Verdichtung) der Schotterbank war so stark, dass sie mit der Baggerschaufel nicht gelöst werden konnte. Im Bild ist der Bagger zu sehen, der zur Vorlockerung des Untergrundes mit einem Reißzahn ausgestattet werden musste.
In Kürze beginnt die Laichsaison der Huchen, die für ihre Eiablage und als Kinderstube lockeren Schotter auf überspülten Schotterbänken suchen. Eben diese Suche gestaltete sich in den letzten Jahren immer schwieriger. Ursachen dafür sind vor allem die Flussregulierungen, Einträge von Schadstoffen und die vielfältigen Auswirkungen der Wasserkraftwerke. Zum Beispiel ist für den Betrieb von Wasserkraftwerken die Entfernung des Schlammes, der sich im Stauraum sammelt, notwendig. Die kostengünstigste Methode ist es diesen Schlamm durch sogenannte „Stauraumspülungen“ bei hohem Wasserstand vom Fluss mitreißen zu lassen; oft geschieht dies an mehreren Kraftwerken gleichzeitig. Diese Riesen -Schlammwelle tötet dann nicht nur viele Wasserlebewesen - sie kolmatiert (verklebt und verdichtet) auch das Flussbett und damit die lockeren Kiesstrukturen, die dem Huchen als Kinderstube dienen.
Die Plattform zum Schutz des Huchens weist, basierend auf wissenschaftlichen Studien, seit Jahren auf den dringlichen Handlungsbedarf zum Schutz des Huchens in der Mur hin. Sie weist aber nicht nur auf Notwendigkeiten hin - sie hat auch ein erstes Umsetzungsprojekt initiiert. So wurde unter der Federführung des Naturschutzbundes Steiermark, mit Romana Ull als Projektleiterin, das erste großflächige Laichplatz-Renaturierungsprojekt für den Huchen in der Mur entwickelt und umgesetzt. Mit im Team sind neben dem Naturschutzbund mit Markus Ehrenpaar, Manfred Pölzlbauer, Frank Weihmann und Oliver Zweidick, die Universität Graz mit dem Fisch-Experten Steven Weiss, das Ingenieurbüro für Gewässerökologie Blattfisch als Planer, das Ingenieurbüro für angewandte Gewässerökologie Rechberger als ökologische Begleitung, Heribert Hegedys als örtliche Bauaufsicht und Detailplaner, das Bauunternehmen Tieber als ausführende Firma und natürlich Franz Keppel alias „Huchenfranz“.
Kontakt: romana.ull@naturschutzbundsteiermark.at
März 2025